“From the mountains to the sea …“ Teil 2 unserer “Revival-Runde“
29 09 2011Nachdem wir mit Flagstaff den höchsten Punkt (2.200 m) unserer kleinen Revival-Runde verlassen hatten, ging es ständig bergab … das aber nur höhenmäßig. Die Route 66 hatte noch einige tolle Überraschungen für uns bereit, so eine ehemalige Goldgräberstadt voller wilder Esel. An der Grenze von Arizona nach Kalifornien durften wir den heiß geliebten Colorado auch noch einmal ganz anders erleben. Und in San Bernadino haben wir einen weiteren Sehnsuchts-Song unserer Jugend mit Leben erfüllt …
Vor einigen Monaten waren wir schon einmal in Flagstaff gewesen. Ich war dort im Hotel Weatherford aufgetreten, und danach waren wir nordwärts in den Grand Canyon gefahren. Diesmal sind wir von Flagstaff weiter gen Westen gefahren, natürlich auf der Route 66, und der erste Stopp war das kleine Städtchen Williams.
Hier in Arizona ist der Route-66-Tourismus um einiges lebendiger als zum Beispiel in Santa Rosa in New Mexico, aber natürlich ist fast alles Fassade. Die richtigen USA-Reisenden nehmen den Freeway oder das Flugzeug, und auf der Route 66 findet man vor allem nostalgische Photo-Touristen, darunter viele Deutsche.
Aber Williams ist schon etwas Besonderes, denn hier startet die Grand Canyon-Railway, die Tag für Tag hunderte Touristen direkt an den Grand-Canyon-South-Rim bringt. Wir haben uns nach kurzem Überlegen gegen eine ganztägige Bahnfahrt entschieden, denn unsere Fahrt mit der Durango-Silverton-Railway war absolut nicht zu toppen. Aber allein der Bahnhof war eindrucksvoll genug.
Und dann hat uns die Route 66 nach Seligman geführt. Dieses kleine, aber enorm lebendige Städtchen hat es laut Merian-Bericht am besten geschafft, sich den neuen touristischen Herausforderungen zu stellen. Wir haben uns hier ein nettes kleines Motel genommen und einen ganzen Tag in Seligman verbracht. Unser Freund, der Filmemacher und Buchautor Klaus Beer, hatte uns viel insbesondere vom Seligman-Barber-Shop vorgeschwärmt, und tatsächlich konnte man sich dort gut an ihn erinnern.
Aber auch sonst bietet Seligman traumhafte Photo-Motive, insbesondere wenn mal nicht die Sonne scheint, sondern ein Gewitter droht …
Nach weiteren kurzen Stopps in Peach Springs, Truxton, Hackberry und Kingman haben wir uns dann entschlossen, die steile und kurvige Route-66-Hinterland-Route quer durch die Black-Mountains zu nehmen, die mitten durch alte Goldgräber-Gegenden führt. Das hätten wir unserem guten alten Yogi niemals zugemutet, aber unser Leih-Jeep hatte damit kein Problem. Über 40 Grad im Schatten, Kakteen und ausgebrannte Erde, soweit das Auge reicht, Roadrunner auf der Straße und alte Goldminen … das war wirklich klasse.
Und dann kamen wir völlig unvorbereitet nach Oatman. Da hatten wir wohl irgendwas verpasst, denn dieses alte Goldgräberstädtchen muss man eigentlich kennen. Clark Gable hat hier 1939 seine Flitterwochen verbracht und mit den Minenarbeitern Karten gespielt. Und hier gibt es einen Saloon, der rundum mit handsignierten Dollarnoten tapeziert ist, insgesamt ca. 71.000 Dollar. Und in dem jeden Abend Willie Nelson spielt (oder war es nur ein Double???).
Wie auch immer, der absolute Hammer waren die Burros, das sind frei lebende Esel, die irgendwann mal in den Minen gearbeitet haben und nun überall herumlaufen und Touristen auflauern. Als Angelika zwei Esel wortwörtlich „bewegen“ wollte, die Straße freizumachen, hat sich ein dritter durch die offene Beifahrertür über unsere Arizona-Landkarte hergemacht … es war einfach unglaublich. Angelika hat sich mutig mit dem störrischen Biest angelegt, aber nur noch einige Fetzen retten können. Ein weiteres Erinnerungsstück für die geplante Memory-Wand …
Ende der Tagesetappe war Needles. Hier haben wir ein nettes Motel gefunden, und hier sind wir gleich zweimal an den Colorado, um die Füße in diesem tollen Fluss abzukühlen, der uns über so viele Kilometer begleitet hatte. Unglaublich, nach 200 km Wüste glaubt man plötzlich, man sei am Mittelmeer. Der Fluss fließt blau und träge dahin, Motorboote und Wassersportler fliegen vorbei, und die Häuser sind auf Säulen bis ans Wasser gebaut. Ja, hier lässt es sich auch in der Wüste leben.
Am nächsten Morgen ging es dann auf der Route 66 weiter durch die Wüste und durch all die Orte, die man aus den Bildbänden (u. a. von Klaus Beer) kennt: Amboy, Essex, Newberry Springs (Bagdad Cafe) und Ludlow. Kurz vor Newberry Springs stoßen wir auf einen alten Mineneingang, der mit Grafitti und kultigen Gegenständen ( u. a. ein großer Spiegel im schwarzen Rahmen) überschüttet ist. Es schließt sich eine einstündige Photosession an, und wer weiß, vielleicht ist hier das Cover für die nächste Shiregreen-CD entstanden?
Letzte Station des Tages ist das ehemalige Silberminen-Städtchen Calico. Um 1900 haben hier mal 5.000 Glücksritter nach Silber gesucht und auch über 100 Millionen Dollar unter unvorstellbaren Bedingungen ans Tageslicht gefördert. Und das meiste davon gleich wieder in den zahllosen Kneipen und Hurenhäusern auf den Kopf gehauen. Heute ist Calico eine „Ghost Town“, allerdings als „State Park“ komplett touristisch vermarktet. Egal, wir waren in einer echten Mine, wir haben die alten Ruinen der Miner-Wohnungen gesehen, und wir durften mit der Bimmelbahn einmal drum herum fahren. Das war schööööön …
In Barstow haben wir einmal mehr ein schönes und billiges Motel gefunden, wie immer mit Mikrowelle, Dusche, Kühlschrank und Pool um die 40 $ (für uns zwei inkl. Parkplatz vorm Zimmer). Und wie immer von Zuwanderern aus dem asiatischen Raum (Indien, Pakistan, Burma oder so) betrieben. Und plötzlich haben wir gemerkt, dass wir irgendwo einen Tag verloren hatten. Unser Flugzeug geht nicht erst am Freitag, also schon am Donnerstag. Wir haben einmal kurz geschluckt und dann beschlossen, etwas mehr Gas zu geben :-).
Aber ein Stopp musste natürlich noch sein. Auf der Fahrt gen Westen führt die Route 66 durch San Bernadino, und ich denke, ihr alle erinnert Euch noch an den Song von Christie:
- I’ve been all around this great big world to Paris and to Rome
- and I never found a place that I could really call my own
- but there’s one place where I know the sun is shining endlessly
- and it’s calling me across the sea so I must get back to San Bernadino
- I remember when I was sixteen my daddy said to me
- you could travel round this universe until eternity
- but you’ll never find that peace of mind that you’ve been dreaming of
- not until you finally decide to come on home to San Bernadino
- Oh I’m longing for San Bernadino
- oh I’m longing for San Bernadino
- I’ve been all along the water right up to the Rio Grande
- and I’ve never found that paradise they call the promised land
- I was young and foolishly I thought the world was at my feet
- but I know different now and so I’m homeward bound for San Bernadino
- Well I’m older and I’m wiser and I’ve seen the light of day
- and I think it’s time to realize my dreams have gone astray
- but I’ve tried so hard to reach that star that was so far away
- so now I got to find that road that’s leading home to San Bernadino
Und hier das ganze auch noch als Video, mit einem (zumindest rückblickend) absolut kultigen Intro von Ilja Richter: http://www.youtube.com/watch?v=x81QXnFiBqs
Die Erwartungen waren also hoch geschraubt, und ganz hat das San Bernadino nicht halten können. Wie in den meisten US-Städten gibt es keine Fußgängerzone oder ähnliches, wo man mal gemütlich bummeln könnte, sondern alles spielt sich per Auto ab: Große Entfernungen und große Parkplätze für große Autos. Aber immerhin wurden hier, an der Route 66, der erste McDonalds und der erste Taco-Bell eröffnet, das wussten wir nicht. Welch grandiose Schritte in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit …
Das letzte Stück der Route 66 bis nach Los Angeles ist dann nicht mehr ganz so spannend, und außerdem hatten wir durch den verlorenen Tag nun auch keine Zeit mehr. Also sind wir straight nach Westen gefahren und haben in L.A. ins letzte Motel dieser Reise eingecheckt. Aber dann sind wir natürlich noch einmal an den Pazifik, und zwar dorthin, wo vor knapp sechs Monaten unsere Tour begonnen hatte, zum Pier in Seal Beach. Wir haben uns wieder den Sonnenuntergang angeschaut; ein inniger Moment des Rückblicks auf sechs unglaubliche Monate …
Summary for our American friends:
Flagstaff was the highest point (7,000 ft.) on our little revival loop. From there on we followed Route 66 westward which held a lot of nice little surprises for us. Especially fun was Oatman, an old gold mining town with lots of free living donkeys (burros), and at the border to California we meet again our good friend – the Colorado River. Finally in San Bernadino we filled another of the famous songs of our youth with life …
hach….hach…..so eine Abschiedstour, die auch noch Neues en masse bietet ist schon was Tolles!
-Geli in schweinchenrosa….das ist ja soooo süß, schade dass du es nicht gekauft hast!
-alte Eisenbahn…romantisch schön
-Klaus im Barbershop….wie die Haare sind noch dran!
-Die wilden Esel und die Story dazu, herrlich!
-Colorado am Mittelmeer und Klaus mitten im Fluss….das ist ja nett.
-Fotosession…ich bin gespannt.
-alte Geisterstadt….na ja , aber immer noch sehenswert, auch wenn viel Tourismus.
-San Bernhardino….etwas enttäuschend..
…aber dafür noch so ein wunderschöner Sonnenuntergang….klasse
Das gibt zu Hause eine Sortiererei und Sichtung soooooo vieler Fotos….Wahnsinn.
Gruß und Kuss
Tina